Geschrieben von Mika. Zuletzt geändert am 28.05.2025 um 11:03:55 Uhr.
Wirkt eine „Haarfabrik“ sympathischer und zeitgemäßer, indem ihre Namensgeber zur englischen Übersetzung greifen? – Wir bezweifeln das! Denn wie beim deutschen Original drängt sich ein Gedanke auf: Der Friseurbetrieb hat sich vom Handwerk verabschiedet, um zur Massenproduktion überzugehen. Der Vorteil: Knopfdruck statt Kopfdruck. Wer eine Frisur vom Fließband wünscht, ist hier richtig. Nicht mehr und nicht weniger wird in einer „Hair Factory“ fabriziert. Apropos: Klingt das eigentlich gut? Fabrizieren? Aus unserer Sicht fabriziert man heutzutage nur noch Fehler, aber keine Frisuren mehr.
Oder sind wir einem Missverständnis erlegen? Geht es vielleicht doch nur um Haare, anstatt um Frisuren: Wird in einer „Hair Factory“ der Rohstoff für Mal- oder Schminkpinsel verarbeitet? Wir wissen es nicht. Und hineingehen, um die Wahrheit herauszufinden, möchten wir nicht. Wir haben Angst, dabei aus der Zeit zu fallen – und zwar zurück in die tiefsten Neunzigerjahre. Beim Vorbeigehen fällt uns nämlich ein, wann „Factorys“ (sic!) einmal angesagt waren: Ungefähr zu der Zeit, als sich Eurodance-Gruppen so flippige Namen wie „Fun Factory“ gaben und Jeans-Shops noch „Jeans Factory“ hießen anstatt „Jeans-Kontor“.
Die einzige Chance, eine „Hair Factory“ in die Gegenwart zu retten, sehen wir in einem expliziten Bekenntnis zu den Neunzigern. Die Zeitreise muss zum Erlebnis werden: Mit Wänden in Betonoptik, knalligen Neonröhren in den Ecken, Metallregalen, Fabriklampen und freiliegenden Rohren. Dazu Friseurstühlen im Retrostil und Poster von Britney Spears, Tupac, den Spice Girls und den Backstreet Boys an den Wänden. Wichtig: Deren Frisuren sollten unbedingt zum Repertoire des Teams gehören!
Kurz gesagt, wenn eine „Hair Factory“ aussieht wie die Fusion aus einem alten Musikvideo und einer stillgelegten Industriehalle, haben die Betreiber aus unserer Sicht alles richtig gemacht!
Pluspunkte:
- Ist für ein englischkundiges Publikum verständlich und keine Wortspiel-Katastrophe.
- Hat einen internationalen Touch und könnte genauso gut über einem Friseursalon in Bratislava wie über einem in Leipzig stehen.
- Klingt schnörkellos und urban.
Minuspunkte:
- Individualität und Charme bleiben auf der Strecke.
- „Factory“ weckt eher die Assoziation von Masse statt Klasse.
- Ohne ein passendes Konzept eher wenig einladend und angestaubt.