Schnittwerk

Geschrieben von Mika. Zuletzt geändert am 30.05.2025 um 19:18:41 Uhr.

Ein Schnittwerk sucht man nicht freiwillig auf – man gerät hinein. Und wenn du jemanden kennst, der schon einmal in ein Schnittwerk geraten ist, wird dir klar sein, dass das in der Regel nicht gut ausgeht. Schnittwerke kommen bei Mähdreschern, Häckslern, Rasenmähern und ähnlichen Gerätschaften vor. Kurz gesagt: Du kannst von Glück reden, wenn sie dir keine Gliedmaßen abtrennen!

Wer seinen Salon als „Schnittwerk“ betitelt, sollte sich also nicht wundern, wenn seine Kundschaft spärlich gesät ist – und sich nur vorsichtig hereintraut. Was könnte einem zustoßen? – Vieles! Zum Beispiel, dass man ein Ohr abgeschnitten bekommt. Denkbar wäre aber auch, dass das „Schnittwerk“ im Schaufenster eine Umschreibung für Maniküre oder Pediküre ist. Müssen Finger- und Fußnägel nicht auch geschnitten werden?

Aber was heißt hier eigentlich „-werk“? Hatten „Werke“ nicht bereits um das Jahr 2005 herum ihren großen Auftritt? Überall sprossen „Ideenwerke“, „Kreativwerke“, „Kochwerke“, „Genusswerke“ und „Designwerke“ aus dem Boden. Die Kombination aus modernem Industrial-Charme und handwerklicher Ernsthaftigkeit sollte Kompetenz signalisieren – ganz im Sinne von: „Hier wird richtig gearbeitet!“ Und ja, „Schnittwerk“ klingt in diesem Sinne professionell. Nur leider nicht in Bezug aufs Frisieren, sondern eher nach einer industriellen Einrichtung, in der sich Material nicht lange in seiner ursprünglichen Form hält.

So nüchtern und funktional wie „Schnittwerk“ klingt, so steril wirkt auch die Vorstellung davon, was dort passiert. Wer hier hineingeht, erwartet keine kunstvollen Balayage-Techniken oder wohltuende Kopfmassagen – sondern eine zweckmäßige Bearbeitung mit der Haarschneidemaschine. Gern auch ohne Small Talk. Die Endung „-werk“ klingt nach Stahl, Maschinenöl und Akkordarbeit. Das kann cool wirken – aber nur, wenn man sich bewusst von der romantisch-verklärten Salonkultur abgrenzen will. Ob das alle verstehen? Fraglich. Ob das alle gut finden? Eher nicht.

„Schnittwerk“ hat Wucht und bleibt im Kopf. Aber ob der Friseurname spontan Lust auf einen neuen Haarschnitt macht, steht auf einem anderen Blatt. Um dem Namen gerecht zu werden, müsste der Salon selbst wie ein präzise getakteter Maschinenraum wirken: viel Edelstahl, klare Linien, schwarze Fliesen, LED-Licht in industriellem Blau. Die Mitarbeitenden tragen vielleicht Arbeitskittel statt Schürzen, die Scheren hängen griffbereit an Magnetleisten – und die Terminvergabe erfolgt über Touchscreen. Wer hier reinkommt, erwartet kein Glas Prosecco, sondern Effizienz, Struktur und möglicherweise ein leises Summen aus dem Serverraum. Wenn schon „Schnittwerk“, dann bitte mit stringentem Konzept. Sonst bleibt nur ein Name, der eher abschreckt als begeistert.

Pluspunkte:

  • Eine gute Wahl für alle, die einen kurzen, prägnanten Name suchen.
  • Lässt sich gut merken und bietet einen hohen Wiedererkennungswert.
  • Passt zu Salonkonzepten, die auf eine technisch-handwerkliche Akzentuierung setzen.

Minuspunkte:

  • Klingt eher nach Maschinenraum als nach Salon.
  • Weckt ungewollt negative Assoziationen (Verletzungsgefahr).
  • Keine Einladung zum Wohlfühlen. Es fehlt der emotionale Touch.
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